Die Freimaurerei (FM) ist eine individualistische, tolerante Ordnung. Fridolin Tschudi, ein bekannter Zürcher Schriftsteller und Poet, nannte die Freimaurerei eine „Verschwörung für die Humanität“. Es gibt viele weitere treffende Versuche die Freimaurerei zu beschreiben, wir verzichten hier auf Definitionen. Jeder Freimaurer findet für sich selbst heraus, was die Gedankenwelt der FM und die Loge für ihn bedeutet.
Die Wurzeln der modernen FM liegen im Rationalismus und Humanismus. Aus den Berufsvereinigungen der Baumeister und Steinmetze, den sogenannten operativen Logen, entwickelten sich in England und Schottland die ersten Freimaurerlogen in denen sich Intellektuelle, Bürger und Adelige zum geistigen Austausch fanden. Diese wurden ab 1717 zur ersten Grossloge, der United Grand Lodge of England, zusammengefasst. Von dort hat sich die Freimaurerei in aller Welt verbreitet.
Ziel der Logen war und ist es, ihren Mitgliedern einen gemeinsamen Raum zur geistigen und spirituellen Betätigung zu geben, einen sicheren Kompass in einer dem steten Wandel unterworfenen Welt und eine besondere, freundschaftliche Basis, die wir mit Brüderlichkeit bezeichnen.
Die Freimaurerei ist keine Ersatzreligion. Sie sieht nur das Gewissen und den Anstand des Einzelnen als verbindlich an. Glaubenssätze und Dogmen sind ihr fremd. Dennoch spielt Spiritualität in unserem Denken eine wichtige Rolle. Wie kommt das bei einem Produkt der Aufklärung, deren Mitglieder sich so vielfältig und erfolgreich für die Schaffung einer säkulären, liberalen Gesellschaft eingesetzt haben? Wir sind überwiegend der Meinung, dass sich die Welt nicht auf Basis der Ratio alleine verstehen lässt. Je mehr unsere Welt mathematischer und digitalisierter wird, desto mehr bedürfen wir eines Ausgleichs, eben eines gemeinsamen Spirits, der uns verbindet.
Wir bekennen uns zur Gewissens-, Glaubens- und Geistesfreiheit, wir setzen uns für Toleranz ein, aber nicht für Beliebigkeit. Gleichheit aller Menschen, innnerhalb und ausserhalb der Loge, Brüderlichkeit und Humanität sind für uns zentrale Werte.
Selbsterkenntnis und Selbsterziehung zeichnen den klugen Menschen aus. Wir Freimaurer regen uns gegenseitig an, darüber nachzudenken und Teil einer vielfältigen Gemeinschaft denkender Menschen zu sein. Wir wollen gemeinsam Fragen diskutieren, für deren Behandlung im Alltag selten Platz und Zeit ist. Freundschaft und Brüderlichkeit ist für viele von uns ein wesentlicher Antrieb, Freimaurer zu sein, ebenso, Teil einer Idee zu werden, die lange vor uns da war und die uns überdauern wird. Einen Beitrag zu Gesellschaft und Wohltätigkeit zu leisten ist uns wichtig.